Viele Menschen glauben, dass gutes Sehen nur aus zwei gesunden Augen und der scharfen Abbildung (z.b. durch eine Brille) besteht. Ihnen ist nicht bewusst, dass viele weitere Sehfunktionen notwedig sind, um wirklich perfekt und entspannt Sehen zu können.
Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in den USA die Grundlagen der heutigen Funktionaloptometrie mit der Kentniss, dass optimales Sehen erst aus dem Zusammenwirken von verschiedenen visuellen Fähigkeiten wie z.b. dem Scharfstellen (Akkommodation), dem Fokusieren (Vergenz), den Augenbewegungen (Motorik) und der visuellen Wahrnehmung möglich ist. Arbeiten diese Funktionen nicht richtig zusammen, so kann es zu einer Vielzahl an Beschwerden kommen, die man nicht unbedingt den Augen zuordnen würde.
Bei einer funktionellen Störung handelt es sich nicht um eine Pathologie (Augenerkrankung), die man zuvor (z.b. durch den Augenarzt) immer ausschließen sollte!
Mit unserer optometrischen Sehfunktionsanalyse machen wir uns ein Bild darüber, ob sich die wichtigsten Sehfunktionen im Gleichgewicht befinden, wie sie zusammenarbeiten oder ob eine funktionelle Störung vorliegen könnte, die es zu optimieren gilt.

Es gibt viele Symptome, die auf eine visuelle Störung hindeuten können:
Falls Ihnen das ein oder andere Symptom bekannt vorkommt, dann sollten Sie auch an eine visuelle Störung denken:
- Kopfschmerzen im Frontalbereich (Stirn, Schäfen)
- Druckgefühl im Bereich der Augenhöhlen
- müde Augen bzw. schwere Augenlider
- Verschwommensehen trotz neuer Brille bzw. auch Unverträglichkeit von Gleitsichtbrillen
- trockene oder tränende Augen
- gelegentliche Doppelbilder
- Konzentrationsverlust
- allgemeine Ermüdung
- Nackenschmerzen oder verspannter Nacken
- schlechte Körperhaltung
- Schwindelgefühle oder Reisekrankheit, Höhenangst oder Platzangst
- Probleme mit dem Gleichgewicht
- Diskomfort bei langer Naharbeit
- Angst vor dem Autofahren v.a. bei Dämmerung
- Angst vor Geschwindigkeit oder das Gefühl, jeden Moment gegen den Straßenrand zu geraten
- häufiges Anstoßen, Ungeschicklichkeit, Hängenbleiben mit der Kleidung an Gegenständen
- schlechte sportliche Leistungen (z.B. beim Bällefangen, nicht mit dem Schläger treffen, oder beim Werfen daneben zielen usw.)
- schlechte schulische Leistungen
- häufiges Vergessen des gerade gelesenen Textes
- Verwechslung von ähnlichen Buchstaben (z.b. b und d, p und q)
- Rechts / Links – Schwäche
- häufiges Zukneifen oder ständiges Reiben der Augen
- stechende, brennende, juckende, gerötete Augen
- erhöhte Lichtempfindlichkeit bzw. Blendungsempfindlichkeit
- Probleme beim Fokusieren in unterschiedlichen Entfernungen totz optimaler Brille
- Neigung einzuschlafen wenn etwas längere Zeit angestarrt wird (z.B. TV, PC)
- beim Lesen/Schreiben rutschen Buchstaben ineinander
- sehr naher Lese- oder Schreibabstand
- Schwierigkeiten beim Schreiben auf einer Linie
- ungenaues Zeichnen oder ungenaues Schriftbild, unregelmäßiger Abstand zwischen den Wörtern beim Schreiben
- häufiges Verlieren der Zeile beim Zeilenwechsel
Sehen und Burn-Out:
Unser visuelles System benötigt ein hohes Maß an Energie, v.a. wenn es eine funktionelle Störung permanent kompensieren muss. Die Folge ist dann, dass die dafür benötigte Energie an anderern Stellen fehlt, was wiederum zur chronischen Müdigkeit, Erschöpfung oder Burn-Out führen kann.
Sehen und Körperhaltung:
Die Augen sind auch ein wichtiger Rezeptor für unsere gesamte Körperhaltung. Eine Winkelfehlsichtigkeit oder eine Konvergenzschwäche kann auch eine Körper-Fehlhaltung verursachen, wodurch es später zu den typischen Beschwerden und Schmerzzuständen kommen kann. Umgekehrt kann aber auch eine Fehlhaltung des Körpers eine Sehfunktionsstörung auslösen!

Lese- und Lernschwäche durch visuelle Probleme:
Etwa 25% aller Schüler haben eingeschränkte visuelle Funktionen, welche häufig Probleme in der Schule mit sich führen. Etwa die Hälfte aller Schüler die eine Lese- und Rechtschreibschwäche aufweisen, zeigen visuelle Einschränkungen und werden voreilig als schlechte Schüler abgestuft. Wir prüfen bei uns die visuellen Funktionen bei Schülern ab 13 Jahren. Für jüngere Kinder empfehlen wir spezialisierte Kinderoptometristen:
Digitales Sehen & Nahstress:

Ein weiteres Problem der heutigen Zeit stellt die Digitalisierung dar. Die Anforderungen an unser Sehen haben sich in den letzten Jahren sehr stark verändert, nämlich weg von der Ferne hin zur Nähe. Dies sorgt für zusätzlichen Sehstress, da unsere Augen nicht für stundenlange Nah- bzw. Bildschirmarbeit in geschlossenen Räumen ausgelegt sind. Hinzu kommt noch, dass LED-Licht der Monitore kein ausgeglichenes Lichtspektrum besitzen!
Auch deshalb nehmen trockene Augen, Kopfschmerzen und v.a. Kurzsichtigkeiten mit z.T. schwerwiegenden Spätfolgen immer weiter zu! Weitere Informationen zum Thema Sehstress durch Bildschirmarbeit finden Sie hier:
Kurzsichtigkeit (Myopie) durch visuelle Störungen:

Bestimmte visuelle Funktionsstörungen wie z.B. ein Konvergenzüberschuss oder eine Akkommodationsschwäche können auch zur Entstehung bzw. Progression einer Kurzsichtigkeit mit erhöhtem Augenlängenwachtum beitragen
Was können die Ursachen einer visuellen Störung sein?
Es gibt zahlreiche Gründe für eine Störung des visuellen Systems bzw. des okulären Rezeptors. Diese können primär sein oder auch durch die Störung eines anderen Problems hervorgerufen werden. Dazu zählen u.a.:
- Trauma
- Krampfanfälle
- Meningitis (Hirnhautentzündung)
- nach einem Schlaganfall
- bestimmte Autoimmunerkrankungen (z.b. Morbus Basedow)
- Wirbelsäulenprobleme
- Erkrankungen im foetalen Stadium oder im frühen Kindesalter
- Zahnherde, Zahnfehlstellungen, Probleme mit dem Kiefergelenk, Kieferorthopädie
- Hepatitis
- mittel bis langfristige Einnahme von Antidepressiva oder Beruhigungsmittel
- Körperfehlhaltungen oder hohe orthopädische Einlagen
Welche Messungen führen wir bei der funktionaloptometrischen Sehanalyse durch?
Wir arbeiten nach der Methode von Scheiman & Wick (integrative Analyse), die u.a. folgende Messungen enthält:
- Messung der aktuellen Sehstärken und der Sehleistung
- Messungen der Akkommodation (Scharfstellen auf nahe gelegene Objekte): z.b. Akkommodationsamplitude, Akkommodationsreserven, Akkommodations-Flexibilität, Akkommodations-Genauigkeit
- Messungen der Vergenz (Ausrichten der Sehachsen auf Objekte in unterschiedlicher Entfernung): Vergenzstellung in Ferne und Nähe, Konvergenz-Nahpunkt, Vergenzreserven, Zusammenspiel von Vergenz und Akkommodation, Vergenz-Flexibilität
- Phorie und FD-Messung (verdecktes Schielen, Winkelfehlsichtigkeit)
- Messung der Sehstärken (Refraktion) und Sehleistung (Visus)
- Okulomotorik (Augenbewegungen): Motilität, langsame Folgebewegungen, schnelle Blicksprünge (Sakkaden)
- Pupillenfunktionen, Alpha-Omega-Pupille
- Sensorik: Korrespondenz beider Augen, Stereosehen (Stereosehschärfe), Fixation usw.
- Van-Orden-Stern (Test zur visuellen Projektion, Auge-Hand-Koordination, Midline-Shift usw.)
- kurze Beurteilung der Körperhaltung (Verkippung von Schulter- u. Beckengürtel)
Was kostet die funktionaloptometrische Sehanalyse?
Die funktionaloptometrische Sehanalyse erhalten Sie bereits ab EUR 149,- mit den o.g. Messungen
Optional (gegen Aufpreis):
- KI-Netzhaut-Quick-Check (+EUR 39,-)
- optometrisches Augengesundheitsscreening (+EUR 99,-)
- telemed. Netzhautscreening (+EUR 89,-)
- Prismenmessung nach MKH zur Anfertigung prismatischer Brillengläser (+EUR 40,-)
- Messung der Sehstärken für das Dämmerungssehen (+EUR 20,-)
- Messung der visuellen Farbfelder (+EUR 40,-)
Das rote Farbfeld gibt Auskunft über die Detailerkennung bzw. Akkommodation, während das Blaue Farbfeld Hinweise zum peripheren Sehen bzw. Bewegungssehen liefert (diese Messung ist notwendig z.B. vor einem Visualtraining mit Farblichtanwendung)

Wie lassen sich visuelle Probleme verbessern?
Je nachdem welche visuelle Fähigkeiten betroffen sind, lassen sich u.a. folgende Mittel einsetzen:
- spezielle Brillengläser und Kontaktlinsen (z.B. mit einer Akkommodationsunterstützung)
- Prismengläser
- optometrisches Sehfunktionstraining (nicht geeignet zum Training von Pathologien!)
- bestimme Licht-Wellenlängen, die über die Netzhaut aufgenommen werden (mittels Synthonizer)
- interdisziplinäre Weiterempfehlung (z.b. an Posturologie, Orthoptik usw.)
Wichtiger Hinweis:
Die optometrische Sehfunktionsanalyse ist eine sinnvolle Ergänzung zur augenärztlichen Vorsorge, jedoch kein Ersatz dafür!
Unauffällige Screeningergebnisse können einen krankhaften Befund nicht gänzlich ausschließen!
In der Optometrie werden keine Diagnosen gestellt, sondern es wird lediglich ein Verdacht geäußert, der immer erst durch einen Arzt bestätigt werden muss.
Bitte verweigern Sie daher auch niemals eine ärztliche Untersuchung mit dem Argument, dass diese bereits bei uns gemacht wurde! (z.B. Augeninnendruck- oder Gesichtsfeldmessung, OCT usw.)
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