Sehstress-Management

Dass Stress Auswirkung auf unseren gesamten Körper hat ist hinlänglich bekannt. Vor allem betrifft dies unser vegetatives Nervensystem mit seinem Steuerzentrum im Hypothalamus und der Aufteilung in die beiden Gegenspieler Sympathikus und Parasympathikus. Das vegetative Nervensystem ist willentlich nicht beeinflussbar. Es ist die Kontrollinstanz für die unterbewusste Steuerung des Organismus und damit auch vieler Augen- und Sehfunktionen. Die Auswirkung von Stress auf unser Sehen ist v.a. ein Problem der Naharbeit und wird daher auch als Sehstress bzw. Nahstress bezeichnet.
Gerade in der heutigen digitalen Welt kommt Nahstress immer häufiger vor, da unser Sehen im Gegensatz zu früher eben fast nur noch in der Nähe stattfindet. Nahstress äußert sich hauptsächlich im Vorhandensein von unspezifischen Anstrenungsbeschwerden (asthenopische Beschwerden) sowie vielen weiteren Symptomen wie z.B.:

  • Trockene Augen
  • gerötete, brennende und gereizte Augen
  • tränende Augen
  • häufige Bindehautentzündungen
  • Schmerzen am Auge oder im Bereich der Augenhöhlen
  • Kopfschmerzen v.a. in der Stirn- oder Schläfenregion
  • gelegentlich verschwommenes Sehen in der Ferne und/oder Nähe
  • Probleme beim Fokuswechsel (Ferne / Nähe oder Nähe / Ferne)
  • gelegentliche Doppelbilder
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Müdigkeit
  • erhöhte Lichtempfindlichkeit
  • Veränderungen der Sehstärken (z.b. Entstehung einer Hornhautverkrümmung = Stresszylinder)
  • Strukurveränderungen am Auge (z.b. die Zunahme der Kurzsichtigkeit)
  • Unzulängliche visuelle Verarbeitung
  • Verlust an okulomotorischen Fähigkeiten (Beweglichkeit der Augen)
  • Beeinträchtigung des peripheren Sehens (Tunnelblick)
  • Abnahme der Sehleistung ohne organische Ursachen
  • Makulaödem (gerade Linien erscheinen wellig)
  • kompensatorische Kopf- und Körperhaltungen (Kopfdrehung, Kopf-Schiefhaltung)
  • sehr naher Leseabstand
  • psychische Störungen (als Folge)

Wie entsteht Nahstress?

Zum einen sind unsere Augen von Natur aus nicht für lange Naharbeiten ausgelegt, zum anderen benötigen sie ein parasympathisch dominierendes vegetatives Nervensystem (Entspannungsmodus) um sie für die Nähe einzustellen. Die Akkommodation (das Scharfstellen der Augenlinse für die Nähe), Konvergenz (Ausrichtung der Sehachsen auf nahe Objekte) und die Miosis (Pupillenverengung zur Verbesserung der Tiefenschärfe) werden alle parasympathisch gesteuert. Durch die dauerhafte Aufmerksamkeit bei der Naharbeit ggf. in Verbindung mit Zeitdruck entsteht jedoch allgemeiner Stress, der durch Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Noradrenalin jedoch den Sympathikus (Kampf- und Fluchtmodus) und damit genau den Gegenspieler des Parasympathikus aktiviert. Dies führt dann zu einer ungewollten Ferneinstellung der Augen, bei der Akkommodation und Vergenz reduziert und die Pupillen erweitert werden. Die durch den Sympathikus erzeugte Ferneinstellung der Augen muss nun durch einen zusätzlichen Energieaufwand wieder überwunden werden, was zusätzlichen Stress bzw. Nahstress bedeutet und die o.g. Beschwerden verursachen kann.

LED-Beleuchtung als Stress-Verstärker!

LEDs in Leuchtmitteln, Monitoren, Smartphones usw. besitzen einen sehr hohen Anteil an kurzwelligem blauen Licht, welches neben der zellschädigenden Wirkung in der Netzhaut auch noch Stress verstärken und Schlafprobleme fördern kann.
Mit den IPRGC-Zellen (intrinsisch photosensitive retinale Ganglienzellen) befinden sich Rezeptoren in unseren Augen, die für die Steuerung des circadianen Rhythmus (Tag/Nacht-Rhythmus) verantwortlich sind. Sie haben ihre höchste Empfindlichkeit genau da, wo die LEDs am stärksten Licht aussenden, nämlich im blauen Lichtspektrum. Daher führen LEDs zu einem verstärkten Helligkeitssignal in diesen Zellen, was wiederum eine vermehrte Ausschüttung der Stresshormone ACTH und Cortisol bewirkt.
Nebenbei wird aber auch noch das Schlafhormon Melatonin unterdrückt, was v.a. am Abend nach dem „Fernseh glotzen“ oder „Handy datteln“ die Schlafqualität negativ beeinflussen kann.
Blaulicht-Filterbrillen können hier Abhilfe schaffen! Weitere Informationen dazu finden Sie auch unter:

Was tun bei Nahstress?

Wir empfehlen beim Vorliegen des Verdachts auf Nahstress unser optometrisches Screening. Bei diesem Sehtest wird erheblich mehr gemessen als nur die Sehstärken wie bei einen rein augenoptischen Sehtest. V.a. liegt hier das Hauptaugenmerk auf dem Bereich der funktionaloptometrischen Messreihe mit der Akkommodation, der Vergenz oder des Stresslevels über die Pupillenfunktion. Nach Auswertung der Anamnese und der einzelnen Messparameter kann man gezielt einen Lösungsvorschlag erarbeiten. Mögliche Versorgungsoptionen sind z.B.:

  • die altersgerechte Brillenkorrektion (mit Berücksichtigung der Wechselwirkung Fehlsichtigkeit / visuelle Störung)
  • Spezial-Brillengläser (z.B. eine Nah-Add zur akkommodativen Unterstützung und/oder mit Blaulichtdämpfer)
  • Prismatische Korrektion
  • Minus in der Nähe (bei bestimmten visuellen Störungen)
  • Beratung zur Sehhygiene (geeignete Leseentfernung, Lesepausen, Arbeitsplatz, Beleuchtung usw.)
  • Visualtraining
  • Farblicht-Anwendung
Untersuchung der Augenbewegungen im optometrischen Screening

Das sind die wichtigsten Messungen in unserem optometrischen Sehstress-Management:

  • Überprüfung der Sehleistung (Visus) und Messung der aktuellen Sehstärken (Refraktion)
  • Überprüfung der wichtigsten visuellen Sehfunktionen wie (Stereosehschärfe, Pupillenfunktion, Vergenz, Akkommodation, Okulomotorik usw.)
  • Tränenfilmanalyse
  • Messung des Makulapigmentvolumens
  • Van-Orden Stern (visuelle Projektion)

Alle diese Messungen erhalten Sie in unserem optometrischen Individual-Sehcheck „Digital“ für EUR 99,- oder in unserem großen optometrischen Screening „Premium“ (EUR 149,-).
Beim Kauf einer neuen Brille werden EUR 39,- verrechnet!

Achtung: wichtiger Hinweis!

Sehteste und optometrische Dienstleistungen stellen keine (augen-) ärztliche oder medizinische Vorsorge und Behandlung dar. Sie sind lediglich eine sinnvolle Ergänzung zu dieser, aber keinesfalls ein Ersatz!
Auch können unauffällige Messwerte einen krankhaften Befund nicht ausschließen!
Es werden bei einem Sehtest oder in der Optometrie weder Diagnosen noch Ausschluss-Diagnosen gestellt, sondern lediglich ein Verdacht geäußert, der immer erst durch einen Arzt bestätigt werden muss.
Verweigern Sie bitte aus diesem Grund niemals eine ärztliche Untersuchung mit dem Argument, dass diese bereits bei uns schon gemacht wurde! (z.B. Augeninnendruck- oder Gesichtsfeldmessung, OCT usw.)